Fehlfarben 3: „Wie Bob Ross, nur in Kunst“ – Florine Stettheimer und Hans Op de Beeck

Für die dritte Ausgabe unseres Kulturpodcasts haben wir uns wieder zwei Ausstellungen angeschaut: Florine Stettheimer im Kunstbau des Lenbachhauses und Hans Op de Beeck in der Sammlung Goetz. Das ganze könnt ihr euch hier anhören.

Beim zweiten Podcast waren wir gut mit der Zeit hingekommen, um zwei Ausstellungen zu besprechen, also dachten wir naiverweise, das klappt dieses Mal genauso. Wir haben brav auf die Uhr geschaut, nach ungefähr 45 Minuten die eine Ausstellung verlassen und mit der zweiten begonnen, waren wie geplant nach gut 90 Minuten durch – und sobald wir das Aufnahmegerät ausgeschaltet hatten, diskutierten wir noch mal so lange über das, was wir gesehen hatten. Anfängerfehler, wie wir selbstkritisch feststellten. Wir haben nicht alle alles unterbringen können, was wir gerne gesagt hätten, weswegen die nächste Ausgabe wahrscheinlich – kommt auf die Ausstellung an – ohne Zeitbeschränkung läuft. Wissen wir selbst noch nicht so genau, aber das war am Samstag abend doch unerwartet, was wir alles noch auf dem Herzen hatten, das ihr jetzt leider nicht hören könnt.

Ich bin trotzdem zufrieden mit der Aufnahme, denn wir hatten erstmals eine Ausstellung, bei der wir uns überhaupt nicht einig waren. Und wir hatten eine Ausstellung, die mich persönlich völlig umgehauen hat. Welche das ist, müsst ihr selbst rausfinden.

Die Weine haben wir dieses Mal wieder wild – und blind – durch den Podcast hindurchprobiert, es waren eher spontane Ersteindrücke als eine wirkliche Verkostung. Die kam erst zum Schluss, das heißt, wenn ihr nur wissen wollt, welcher der vier Weine uns am besten geschmeckt hat, könnt ihr den Kulturteil überspringen. Wofür ich euch natürlich hasse, weil wir total schlaues und meinungsstarkes Zeug gesagt haben.

Für die ersten beiden Podcastausgaben hatten wir versucht, die Weine zu den Ausstellungen passend auszusuchen. Das war beim zweiten Mal schon nur noch so hingebogen, weswegen wir das jetzt einfach lassen. Seit dieser Ausgabe bestimmt der Gastgeber oder die Gastgeberin, was getrunken wird, und Florian, der alte Schwabe, hatte das gnadenlose Motto „Weine bis zu 6,66 Euro“ ausgegeben. Wie ich überrascht feststellen musste, war das gar nicht so doof. Und: Bei den Preisen könnt ihr euch alle vier Flaschen kaufen, um uns zuzuhören. Wobei wir vom Chianti vorsichtig abraten würden.

Wein 1: Château Bellevue Saint-Martin, Grand Vin de Bordeaux 2011, 13,5%, Edeka, 6,29 Euro.

Wein 2: Chianti Reserva 2010, 12,5%, Tengelmann, 4,99 Euro.

Wein 3: Cepa Lebrel, Rioja Reserva 2008, 13,5%, Lidl, 4,99 Euro.

Wein 4: Edition Fritz Keller, Spätburgunder 2012, 13,5%, Aldi Süd, 5,99 Euro.

Hausarbeit „Datierungsprobleme in der Kunstgeschichte am Beispiel der Abtei Frauenchiemsee“

Hier ist meine zweite 1,0er-Hausarbeit, dieses Mal in Kunstgeschichte. Leider habe ich noch kein fundiertes Feedback vom Dozenten, das trage ich eventuell nach. Edit: Dozent: „Diese Arbeit hat mir große Freude gemacht und sie geht weit über das Erwartbare hinaus.“

Die niedlichen 15.000-Zeichen-Hausarbeiten tippe ich meist in drei, vier Tagen, lasse sie dann gegenlesen, korrigiere dran rum, lasse sie einen Tag liegen, korrigiere noch mal dran rum (jaja, ich weiß), und dann gebe ich sie ab. Bis jetzt habe ich nie länger als anderthalb Wochen Zeit für eine Hausarbeit gebraucht, auch weil meine Vorarbeit im Referat immer schon sehr gründlich war. Das war dieses Mal anders; an dieser Arbeit habe ich fast vier Wochen rumgeknabbert.

Schon das Referat hatte mich einiges an Schweiß gekostet, und die Hausarbeit war auch nicht ganz ohne, vor allem weil sie die erste mit 30.000 Zeichen war. Das kleine Viertsemester ist nämlich seit dem SoSe quasi im Hauptstudium und damit ein großes Viertsemester. Im Referat konnte ich zum Beispiel nicht auf die Malereien in der Kirche und der Torhalle eingehen, weil ich schlicht keine Redezeit mehr hatte; deswegen wollte ich das in der Hausarbeit episch ausbreiten. Dummerweise merkte ich schnell, dass ich wieder Probleme hatte, dieses Mal mit der Zeichenzahl. Denn während ich im Referat die simple Frage beantworten konnte: Ist die Abteil zweifelsfrei datiert – nö, wollte ich in der Hausarbeit schon etwas fundierter rangehen. Deswegen kam ich auf die Möglichkeiten, die wir als KunsthistorikerInnen haben, um Werke zu datieren: nach schriftlichen Quellen, stilkritisch (also durch Vergleiche mit anderen, datierten Werken), mit Hilfe der Naturwissenschaften und so weiter. Das hieß, ich musste alle diese Möglichkeiten belegen bzw. auf Frauenchiemsee beziehen, und damit war die Arbeit auf einmal lang genug. Ich glaube, meine Korrekturfee hat mir achthundertmal das Wort „leider“ aus der Arbeit und den Fußnoten gestrichen, weil ich mehrfach jammernd anmerkte, dass ich wieder keine Zeit für die Malereien vor allem in der Torhalle hatte, obwohl sie einzigartig und damit, verdammt noch mal, echt erwähnenswert sind.

Außerdem verfranzte ich mich erstmals komplett in der Sekundärliteratur. Ich fand immer noch ein Buch und noch einen Aufsatz, aus dem ich noch eine Erkenntnis ziehen konnte, die die Arbeit noch länger machte. Einen Vormittag lang habe ich ernsthaft darüber nachgedacht, gleich auf 60.000 Zeichen und damit auf Bachelorarbeitslänge zu gehen, weil ich die locker vollgekriegt hätte. Dann hätte ich zwar eine, wie ich glaube, supertöfte BA-Arbeit, aber für diesen Kurs noch keine Hausarbeit gehabt, und das hatte dann doch Priorität. Trotzdem glaube ich, dass man der Arbeit an manchen Stellen anmerkt, dass hinter den Seiten eine kleine, dicke Frau sitzt, die hysterisch mit den Fingern schnippst und quengelt, dass sie noch viel mehr weiß.

Die Arbeit zu Grimald war die erste , bei der ich das Gefühl hatte, eine wissenschaftliche Erkenntnis erlangt zu haben, die so noch nicht in der Literatur vorgekommen ist. Diese Arbeit hingegen hat mir klargemacht, welchen Weg ich in der Kunstgeschichte gehen möchte. Ich will in der Architektur bleiben und mich vor allem im Bereich der digitalen Kunstgeschichte weiterbilden. Und wo ich es in den ersten Semestern sehr genossen habe, alle Kurse wild durch die Gegend zu belegen, ohne Rücksicht auf Epochen, Werke oder Herangehensweisen, fühlt es sich jetzt gerade sehr gut an, endlich zu wissen, wo mein voraussichtlicher Schwerpunkt in der Bachelorarbeit und im Masterstudium liegen wird.

Ich habe sehr viel Herzblut in diese Arbeit gesteckt und bin sehr froh darüber, dass sie die Note bekommen hat, die ich haben wollte. Frauenchiemsee, du alte Hippe. Wenn ich wieder bei dir bin, zünde ich der seligen Irmengard erstmal eine Kerze an.

Hausarbeit „Grimald von St. Gallen: Staats- oder Gottesmann?“

Der hübsche Titel da oben ziert das Deckblatt meiner Hausarbeit im Geschichts-Basiskurs Mittelalter, auf die ich meine erste 1,0 bekommen habe. In Referaten oder als Gesamtnote von anderen Kursen hatte ich das vorher schon hingekriegt, aber unter meinen Hausarbeiten stand bis jetzt immer 1,7 oder 1,3. Jetzt nicht mehr, ha!

Das Feedback meiner Dozentin: „Eine in Konzeption, Durchführung, in der Auswertung von Literatur und Quellen und nicht zuletzt sprachlich exzellente Arbeit.“ Vulgo: kann man machen.

Ich habe mich über die Note sehr gefreut, denn bei dieser Arbeit hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, wissenschaftlich zu arbeiten bzw. mir wirklich eine Frage zu beantworten, die so noch nicht gestellt wurde. Das klingt so simpel, aber in den ersten Semestern hatte ich bei den Hausarbeiten und Referaten immer das Gefühl des Nacherzählens, das heißt, ich gab gefühlt nur wieder, was schon andere vor mir erforscht hatten und brachte es, wenn’s hoch kommt, in eine neue Reihenfolge. Das war dieses Mal nicht so. Ich erinnere mich an den Moment in der Bibliothek des Historicums, als ich das zweite Zwischenfazit unter 4.3 tippte und quasi beim Schreiben merkte, dass mir gerade eine Erkenntnis gelungen war, die ich so noch nicht in der Literatur gelesen hatte. Ich hätte gerne genau in diesem Moment einen Sekt geköpft, aber ich hatte nur meine olle Wasserflasche dabei. Also lehnte ich mich zurück, genoss den Augenblick, tippte hektisch weiter und gab die Arbeit mit wahrscheinlich leuchtend roten Öhrchen ab, weil ich so stolz auf sie war.

Den Sekt habe ich dann aufgemacht, als ich die Note online in meinem Transcript of Records entdeckt hatte. Und heute abend mache ich noch einen auf, denn meine Dozentin fragte mich bei der Rückgabe der Arbeit, ob ich Interesse an einer Hiwi-Tätigkeit hätte: „Sie scheinen ein Talent für die wissenschaftliche Arbeit zu haben.“ Zweitkarriere, here I come.

Wer die Arbeit zu Grimald lesen möchte – bitteschön. Eine Winzigkeit hatte meine Dozentin angemerkt: Auf Seite 11 spreche ich vom Ulmer Vertrag und belege das in Fußnote 80 – da hätte ich die genaue Urkunde über diesen Vertrag anführen können anstatt Sekundärliteratur. Und in der Literaturliste sind zwei Ungenauigkeiten, die lasse ich mal so stehen. Wer immer diese Arbeit klaut, hat sie dann auch, nänänä.

PS: Wie immer hat auch Frau Kaltmamsell ihren Beitrag zu dieser Arbeit geleisten, denn sie ist seit vier Semestern meine treue Korrekturleserin und weist mich gerne auf Gedankengänge hin, die nur ich verstehe.