„,Schert sich die Masse nicht einen Dreck um Kunst, Dichtung, Stil? Sie braucht das alles gar nicht. Schafft ihr seichte Komödien, Abhandlungen über Gefängnisarbeit, über Arbeitersiedlungen und die augenblicklichen materiellen Interessen, meinetwegen. Es gibt diese permanente Verschwörung gegen das Authentische.‘
(G. Flaubert an (…) [Louise Colet], 20. Juni 1853),Aber eine Wahrheit scheint mir aus alledem doch hervorgegangen zu sein: daß wir nämlich keinerlei Bedarf an Gemeinem haben, am bloßen Zahlenelement von Mehrheiten, an Verabschiedung, an Ratifizierung; 1789 hat Königtum und Adel vernichtet, 1848 das Bürgertum, 1851 das Volk. Es gibt nichts mehr als einen pöbelhaften, schwachsinnigen Mob. Wir stecken alle gleich tief in derselben gemeinen Mittelmäßigkeit. Die soziale Gleichheit ist in geistige übergegangen. Man macht Bücher für Alle, Kunst für Alle, Wissenschaft für Alle, genau so, wie man Eisenbahnen baut und öffentliche Wärmehallen. Die Menschheit ist versessen darauf, moralisch zu sinken, und ich nehme es ihr übel, ihr anzugehören.‘
(An dies., 28.–29. September 1853.‘“
Bourdieu, Pierre, Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, 22. Auflage, Frankfurt am Main 2012, Seite 355/356.